Samstag, 15. Juli 2017

"Die Hebamme und das Rätsel von York" von Sam Thomas

York, 1644. In England herrscht Bürgerkrieg und Rebellen belagern die Stadt. Aber Kinder werden trotzdem geboren und so hat die Hebamme Bridget Hodgson trotzdem gut zu tun. Als Witwe eines Kaufmannes und dank ihres Berufes hat sie selbst als Frau einigen Einfluss in der Stadt und diesen muss sie nutzen, als ihre Freundin Esther Cooper im Kerker landet und hingerichtet werden soll. Sie wird beschuldigt, ihren Ehemann vergiftet zu haben. Obwohl alle Beweise gegen sie sprechen, beteuert sie ihre Unschuld. Um sich Zeit zu verschaffen und ihrer Freundin zu helfen, erklärt Bridget Esther kurzerhand für schwanger. So muss die Vollstreckung des Urteils aufgeschoben werden, denn der Tod eines ungeborenen Kindes wäre eine Sünde. Die Ratsherren schäumen vor Wut, denn sie wollen Esther für den "Verrat" an ihrem Herrn brennen sehen. Aber der Befund einer Hebamme darf nicht angezweifelt werden. 
Zusammen mit ihrer Magd Martha macht Bridget sich nun auf die Suche nach dem wahren Mörder von Stephen Cooper und das ist nicht leicht, denn anscheinend hatte er viele Feinde. Ihre Suche führt die Hebamme von den Elendsvierteln bis zu den mächtigsten Familien der Stadt. Und hinzu kommt die ständige Bedrohung des Krieges. Wie lange können die königstreuen Truppen von York den Rebellen vor der Stadt noch standhalten?

"Die Hebamme und das Rätsel von York" ist der erste Teil der historischen Romanreihe um Edelfrau und Hebamme Bridget Hodgson. Auf Deutsch sind bisher vier Teile erschienen. 
Sam Thomas ist Historiker, sein Hauptfach ist die Englische Reformation. Zu dieser Zeit spielt auch die historische Krimireihe. 
Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Sicht von Bridget erzählt. Man erfährt, wie sie nach York kam, wieso sie bereits zweifache Witwe ist und welch einflussreiche Position ihr Beruf als Hebamme ihr in der Gesellschaft verschafft. 
Im Vordergrund steht die Aufklärung des Mordes und die Suche nach dem Täter, aber der Leser erfährt auch viel über die damalige Situation in York, die politischen Hintergründe. Interessant ist auch, wie wichtig der Beruf der Hebamme damals war und welchen Einfluss sie hatte, welche Macht. Gleichzeitig wird auch deutlich, wie wenig eine Frau wert war, die nicht "von Stand" oder unverheiratet war. Man merkt auf jeden Fall, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. 

Ich gebe zu, zunächst war ich etwas skeptisch. Ein Mann, der in der Ich-Form als Frau schreibt? Aber es funktioniert und der Schreibstil hat mir gut gefallen. Die Geschichte hat mich von Anfang an gut unterhalten, es gibt Szenen zum Schmunzeln und auch ein paar emotionale Momente fehlen nicht. Die Sprache ist nicht zu altmodisch, aber auch nicht zu modern. Sam Thomas schreibt anschaulich und lebendig und die genauen Beschreibungen der Straßen und Gassen von York sorgten dafür, dass ich das Gefühl hatte, immer neben Bridget zu laufen. 

Die Figuren wirken authentisch. Bridget ist eine Frau, die auch zur damaligen Zeit dank ihres Standes "ihren Mann steht" und die sich manchmal in Schwierigkeiten bringt, weil sie einfach sagt, was sie denkt. 
Auch Martha mochte ich und das, was sie erleben musste, hat mich ziemlich wütend gemacht. 

Fazit: Ein historischer Krimi, der mich durchweg gut unterhalten hat und durch Wendungen in der Handlung bis zum Ende spannend bleibt. 

Bewertung: ☥ ☥ ☥ ☥ ☥


©Blackfairy71




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